Die Genres des COERP lassen sich einerseits in Hierarchien, andererseits in Sets klassifizieren (vgl. Kohnen 2010, 2012).

Hierarchien spiegeln die grundlegenden Konstellationen der an der Kommunikation beteiligten Diskursteilnehmer wider. Wir unterscheiden Genres erster, zweiter und dritter Ordnung. Genres erster Ordnung umfassen Texte, die von einer übergeordneten Autorität oder Institution stammen und an alle Mitglieder einer Diskursgemeinschaft gerichtet sind. Ein typisches Beispiel in der religiösen Domäne ist die Bibel (im Sinne von "Gottes Wort"). In Genres zweiter Ordnung ist die Konstellation der Diskursteilnehmer umgekehrt. Hier adressieren die Mitglieder einer Diskursgemeinschaft eine übergeordnete Autorität oder Institution (das typische Beispiel in der religiösen Domäne sind Gebete). In Genres dritter Ordnung kommunizieren Mitglieder einer Diskursgemeinschaft mehr oder weniger auf derselben Ebene und ohne direkte Beteiligung einer übergeordneten Autorität oder Institution (z.B. religiöse Traktate, Predigten).

Genre-Sets sind Gruppierungen von Genres, die deren relative (d.h. eher zentrale oder eher periphere) Position in der Diskursgemeinschaft widerspiegeln. Grundlegend unterscheidet man Kerngenres, untergeordnete Genres und assoziierte Genres. Kerngenres sind genuin in der religiösen Domäne verwurzelt (z.B. Gebete und Katechismen). Untergeordnete Genres sind ebenfalls in der religiösen Domäne verwurzelt, jedoch beschränkt auf bestimmte Institutionen und/oder möglichen Textnutzer (z.B. Ordensregeln und liturgische Gebete). Assoziierte Genres existieren ursprünglich außerhalb der religiösen Domäne, werden jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgrund von kulturellen oder technologischen Entwicklungen mit dieser Domäne assoziiert (z.B. Pamphlete und Vorwörter im Zuge der Erfindung des Buchdrucks).

Kohnen, Thomas (2010): "Religious Discourse," in: Jucker, Andreas H.; Taavitsainen, Irma (eds.): Historical Pragmatics. Berlin: Mouton de Gruyter, 523-547

Kohnen, Thomas (2012): "A toolkit for constructing corpus networks," in: Suhr, Carla; Taavitsainen, Irma (eds.): Developing Corpus Methodology for Historical Pragmatics. VARIENG e-journal, Volume 11