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Ein satirisches Gedankenspiel

Der nachfolgende satirische Beitrag entstand im März 2023 als Folge großer (persönlicher) Frustration aufgrund von regelmäßigen Teilnahmequoten der Lehrveranstaltungen im einstelligen Bereich.

Endlich - Hochschulen schaffen die Anwesenheitspflicht für Dozierende ab!
(von Astrid Acker)

Nachdem die Anwesenheitspflicht für Studierende in vielen Bereichen bereits vor mehreren Jahren abgeschafft wurde, gehen die deutschen Hochschulen endlich den nächsten logischen Schritt und schaffen zum 01. April  2023 auch die Anwesenheitspflicht für Dozierende ab. Dozierende müssen ihre Lehrveranstaltungsinhalte wie Literatur und Materialien ab diesem Termin nur noch über die weit etablierten e-learning Plattformen anbieten,  sodass alle physischen Sitzungen an der Hochschule ausnahmslos entfallen. Fragen der Studierenden zu den Lehrveranstaltungen und Prüfungen sollen ab diesem Zeitpunkt ausschließlich individuell per E-Mail geklärt  werden. Um Lehrveranstaltungen erfolgreich abzuschließen, reicht es in Zukunft für Studierende, wenn sie sich elektronisch zur Veranstaltung angemeldet haben. Ein schriftlicher Leistungsnachweis mit der Bestnote wird automatisiert bei elektronischer Anmeldung gedruckt.

Ein Sprecher des Studierendenrates begrüßte die Entscheidung: „Es wurde auch langsam Zeit, dass das Studium studierendenfreundlicher und flexibler wird! Es war immer unglaublich anstrengend, die wichtigen  Informationen zu einem regelmäßig stattfindenden Seminar zu bekommen, wenn man nur in einer der 14 Seminarsitzungen anwesend war. Da Lehrveranstaltungen nun endlich nur noch in digitalem Selbststudium stattfinden, kann man als Studierender endlich auch außerhalb der fünfmonatigen Semesterferien Urlaub planen.“
Als Begründung für die Entscheidung wurde neben der größeren Flexibilität im Hochschulbetrieb ebenfalls darauf hingewiesen, dass der Wegfall physischer Sitzungen noch stärker finanzielle Ungleichheiten bei den  Studierenden ausräumen und für mehr Studiengerechtigkeit sorgen kann, da es ab sofort auch ohne Probleme möglich ist, das Studium durch die gleichzeitige Belegung vieler Lehrveranstaltung über das eigentliche Maximum hinaus in erheblich kürzerer Zeit und parallel zu einem Neben- oder Vollzeitjob zu absolvieren. Auch die Universitätsverwaltung äußerte sich positiv und wies darauf hin, dass dies die komplizierte Raumvergabe erheblich erleichtere. Es gibt außerdem bereits Pläne, die Universitätsräume einfach zu Studierendenwohnheimen umzuwandeln.

Kommentare seitens der Dozierenden fielen bislang überraschenderweise weniger euphorisch aus. Eine Dozentin von der Universität zu Köln, die gerne anonym bleiben möchte, kommentierte: "Grundsätzlich ändert sich für uns durch den neuen Beschluss erst einmal nicht allzu viel: Durch die Abschaffung der Anwesenheitspflicht für Studierende fiel die durchschnittliche Teilnahmequote in Seminaren sowieso schon extrem gering und der Teil der Studierenden, die sich überhaupt aktiv mit den angebotenen Materialien vorbereitet haben, noch geringer aus, sodass die sogenannte ‚Präsenzlehre’ bei uns eigentlich schon seit mehreren Jahren nur noch eine  Scheinbezeichnung darstellt. Insofern entlastet uns dieser Beschluss nur dahingehend, dass wir uns nicht mehr in Präsenz, sondern ausschließlich im Büro vor dem Rechner ärgern müssen."

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